Die weiße Schönheit aus Eis - das Haareis! Durch winteraktive Pilze ausgelöst
Ein Winterwunder, das nur unter besonderen Bedingungen entsteht
An kalten, schneelosen Wintertagen kann ein wahres Naturwunder in den Wäldern entdeckt werden – das sogenannte Haareis. In feuchten, morschen Gebieten von Laubwäldern wächst dieses zarte Eisgebilde auf abgestorbenem Holz und verleiht dem Winterwald einen magischen Glanz. Auch als „Eiswolle“ bekannt, entfaltet sich das Haareis, wenn die Temperaturen knapp unter Null Grad sinken und die Bedingungen stimmen.
Feine, fadenartige Eisstränge erscheinen dann an Totholz, das durch einen aeroben Stoffwechsel Gase abgibt, die das Wasser im Holz an die Oberfläche drängen. Dies schafft die Grundlage für das Entstehen des Haareises. Schon seit über 100 Jahren rätselten Forschende darüber, wie es entsteht. Bereits 1918 vermutete der Meteorologe Alfred Wegener, dass ein Pilz der Schlüssel sein könnte. Diese Theorie wurde 2015 bestätigt: Christian Mätzler, ein führender Forscher auf diesem Gebiet, und seine Kollegin Diana Hofmann vom Forschungszentrum Jülich entdeckten, dass dieses seltene Phänomen nur auf totem Holz von Laubgehölzen auftritt, das von einem speziellen Pilz, der Rosagetönten Gallertkruste (Exidiopsis effusa), bewohnt ist.
Der Pilz hat dabei eine erstaunliche Wirkung: Er scheidet Moleküle wie Lignin und Tannin aus, die die Bildung großer Eiskristalle verhindern und stattdessen als Keime für die feinen Kristalle des Haareises dienen. Diese bilden sich nicht in klumpigen Massen, sondern als zarte, fadenförmige Eisstränge, die sich elegant aneinander lagern.
Das Erscheinungsbild von Haareis ist schlicht atemberaubend: Feine, seidige Fäden, die bis zu 20 cm lang werden können, wachsen direkt aus dem Holz. Trotz ihrer filigranen Struktur behalten diese Eiskristalle ihre wellige Form über Stunden oder gar Tage hinweg – eine erstaunliche Stabilität für so zerbrechliches Eis!
Wissenschaftler vermuten, dass der Pilz mit der Eisbildung ein zusätzliches Ziel verfolgt: Er könnte auf diese Weise überschüssiges Wasser aus dem Holz entfernen, um seine Zellen vor Schäden durch Eiskristalle zu schützen. Dabei spielt ein spezielles Frostschutz-Protein eine Rolle, das den Eiskristallen hilft, ihre Form zu bewahren.
Dieses außergewöhnliche Phänomen tritt vor allem in Laubwäldern zwischen den Breitengraden 45° und 55° auf, also auch in Mitteleuropa. Haareis bildet sich ausschließlich auf feuchtem, verrottendem Holz und nur an dessen Oberfläche – niemals auf der Rinde. Ein Stück Holz, das einmal Haareis hervorgebracht hat, kann auch in den Folgejahren wieder neue Eisstränge bilden.
Mehr Infos unter https://www.scinexx.de/news/technik/geheimnis-des-haar-eises-gelueftet/
- beides gefunden in Aufseß, fränkische Schweiz
So ähnlich wirken die Porzellan Plastiken von Veronika Riedl
Die dünnwandigen Porzellanblätter entstehen wie das Haareis allmählich, sie „wachsen“ unter den Händen der Porzellan Künstlerin und vergrößern ihre Oberfläche. Jedoch anders als beim mykologischen Phänomen wird jede Linie einzeln und nacheinander auf das getrocknete Porzellan aufgebracht, wie gezielt angeordnete Fäden liegen schwarze und weiße Flächen dicht nebeneinander.
Sehr wissenswert, danke für diesen Beitrag. Soetwas habe ich noch nie gesehen.
Gerne, zur Zeit kann man das häufig beobachten