Isla Moos – Grissinis

Lebensgemeinschaft Flechte

Flechten gehören zu den ältesten Lebewesen auf unserem Planeten.

Es sind faszinierende Mischwesen, eine Symbiose aus Pilzen und Algen. Als sensible Bioindikatoren sind sie wichtig für das Ökosystem. Zu Unrecht werden sie oft entfernt, obwohl sie mitnichten ihren Urgrund zerstören. Dabei wäre Respekt angesagt, existieren diese Urwesen doch seit mehr als 600 Millionen Jahren. Es gibt Krustenflechten in den Alpen die sind 3000 Jahre alt, in der Antarktis fand man auf 10 000 Jahre geschätzte Exemplare.

Win-win Strategie

Betrachten wir Flechten (Lichen), haben wir also immer eine Lebensgemeinschaft vor uns, die als faszinierendes Doppelwesen in mannigfaltigsten Formen in Erscheinung tritt. Sie kommen nahezu überall vor, weltweit existieren rund 25 000 Flechtenarten.
Gastgeber sei dabei meist ein Schlauchpilz ( Ascomycet), der seine Grün- oder Blaualgen, oder beides mit Wasser, Mineralstoffen und Kohlendioxid versorgt. Er bietet ihnen Schutz vor UV-Strahlung und hilft bei der Verbreitung. Als Gegenleistung überlässt die Alge ihrem Wirt die mittels Photosynthese hergestellten Kohlehydrate.

Ihre Ernährungsansprüche äusserst bescheiden,

sie begnügen sich mit den geringen Mengen an Mineralien, die als Staub über die Luft herangetragen werden. Gesteinsbewohnende Flechtenarten entnehmen Mineralstoffe auch dem Fels, doch nur in der obersten Schicht. Nur wenige Arten sind flexibel, und auf verschiedenen Untergründen anzutreffen, davon sind viele Pioniere.
Sie besiedeln Orte, die anderen Organismen keine Lebensgrundlage bieten. Sogar bei absoluter Trockenheit und Extremtemperaturen können Flechten jahrelang überleben. In Wüsten sind sie ebenso zu finden wie auf 7000 Metern Höhe und in antarktischen Felsregionen.
Lange Trockenheit führt den Flechten wahrscheinlich keinen Schaden zu; vielmehr werden die Symbiosepartner dabei einfach starr und farblos, sie machen einen auf scheintot. Doch bereits wenige Wassertropfen oder eine hohe Luftfeuchtigkeit erwecken sie aus ihrem Dornröschenschlaf und lassen die Flechten wieder prächtig und geschmeidig erscheinen.

Die winzigen Sporen, die in den Fruchtkörpern der Flechten ausgebildet werden, können sich nur dann über grosse Distanzen ausbreiten, wenn sie in höhere Luftschichten gelangen, was selten geschieht – meistens ist ihre Ausbreitung deshalb räumlich stark eingeschränkt. Flechten wachsen mit nur wenigen Millimetern pro Jahr äusserst langsam. Sie können sich deshalb nur an Orten durchsetzen, an denen sie nicht von schnell wachsenden Blüten- und Pionierpflanzen überwuchert und verdrängt werden.In aller Stille haben dezent gefärbte Flechten ihre Territorien bewachsen. An Steinen, Hauswänden, Bäumen oder Sträuchern, ja selbst an Autogummidichtungen sind sie zu finden.

Flechten enthalten zahlreiche Substanzen,

die für ihren eigenen Stoffwechsel wichtig sind, darunter vor allem Flechtensäuren, mit denen sich die Lebensgemeinschaften dank antibiotischer Eigenschaften vor Mikroorganismen und Frassfeinden wie Insekten oder Schnecken schützen. Die nahrhaften Rentier- sowie andere Flechtenarten helfen den Rentieren im hohen Norden Nahrungsengpässe im Winter zu überstehen. Und einige stecken voller Heilkräfte für Mensch und Tier.

Andere Arten enthalten wohlriechende und heilkräftige Substanzen (z.B. Eichenmoos).

Die meisten Flechten aber sind vor allem Hort und Heimat für verschiedenste Lebewesen: So werden Flechtenteppiche von Schnecken abgegrast, dienen Ameisen und anderen Krabbeltierchen als Versteck und sind begehrtes Nistmaterial für Vögel, Futter für Hirsche, Steinböcke und andere Tiere und nicht zuletzt potentes Heilmittel für den Menschen

Die Menschen aller Regionen der Welt haben von altersher Flechten als Nahrungsmittel genutzt,

besonders dann, wenn es sonst nichts zu essen gab.
Mannaflechte Lecanora esculenta schmeckt angeblich süss, was viele Beobachter veranlasste, sie als das im Buch Exodus nicht näher charakterisierte Manna des Alten Testaments zu bezeichnen. 
Flechten haben Seefahrern das Leben gerettet und werden in Japan als besondere Spezialität namens Iwatake geschätzt. Die blattartige, epilithische Flechte Umbilicaria esculenta (japanisch: Iwatake = Felsenpilz) gesammelt und als Delikatesse in Suppen und Salaten oder in gebratenen Speisen verwendet.

Als Hopfenersatz finden Flechten in Sibirien beim Bierbrauen Anwendung,

da sie Bitterstoffe enthalten.
Sogar psychoaktive Substanzen werden von einer Flechte namens Dictyonema huaorani produziert. Sie spielt in schamanischen Ritualen eine wichtige Rolle.

Heilende Flechten

Isländisch Moos (Cetraria islandica)
Dabei handelt es sich nicht um ein Moos, sondern um eine Flechte, die nicht nur in Island, sondern in ganz Nord- und Mitteleuropa beheimatet ist. Isländisch Moos wirkt kräftigend, krampflösend, hustenlindernd, schleimlösend, reizmildernd, entzündungshemmend, milch- und appetitfördernd (Bitterstoffe). Bei Magen-Darmproblemen, Atemwegserkrankungen, Blutarmut und zur Stärkung des Immunsystems.

Lungenflechte (Lobaria pulmonaria)
Heute vor allem gebräuchlich für homöopathische Anwendung (Sticta pulmonaria) bei beginnenden Erkältungskrankheiten und allergischen Erkrankungen des Atemtraktes.

Bartflechte ( Usnea Barbata)
Wirkt schleimlösend, entzündungswidrig, antibiotisch. (hindert z.B. Staphylokokken am Wachstum), antimikrobiell und desinfizierend. Bei Bronchitis, Erkältung, Katarrh, Durchfall, Magenschwäche, als Tee getrunken wird. Die Tinktur wirkt geruchshemmend und hilft bei Akne und unreiner Haut.
Es gibt zudem die Usinsäure, ein natürliches Antibiotikum, das vom sog. Baumbart (Usnea) produziert wird.

Rentierflechte ( Cladonia rangiferina)
Eine Flechte aus Skandinavien, die beim Modellbau als Bäumchen Einsatz findet. Sie wirkt antibiotisch und ist oft Bestandteil von Hustensirup, schmeckt jedoch sehr bitter. Wobei Magnus Nielsen im Restaurant Noma Milchkuh auf Rentierflechte serviert hatte.

Echte Becherflechte (Cladonia Pyxidata)
Wurde früher zur Behandlung von Fieber und Keuchhusten eingesetzt.

Eichenmoos ( Evernia Prunastri)
enthalten Geruchsstoffe, die in Parfümen wiederzufinden sind.

Schließlich sollten auch die schönen Naturfarben Erwähnung finden,

vor allem Braun- und Gelbtöne, aber auch Purpur, die beim Färben von Wolle eine wichtige Rolle spielen, dazu kommt im Sommer ein Bericht aus Schweden. Das werde ich mit Karin Tegeler von Textiles-Werken testen.

Die giftige Wolfsflechte (Letharia vulpina) enthält die Vulpinsäure, die z.B. zum Vergiften von Wölfen oder Füchsen mittels Ködern verwendet wurden.

Empfindliche Bioindikatoren

Trotz allem gehören ausgerechnet diese zähen Lebensgemeinschaften heute zu den am stärksten bedrohten und dezimierten Organismusgruppen Europas.
Neben der Luftverschmutzung sind einmal mehr auch die industrielle Landwirtschaft und die zunehmende Urbanisierung wesentlich beteiligt am stillen Aussterben dieser aussergewöhnlichen Erdenbewohner.

Weil es immer weniger unbearbeitete Böden und alte Bäume gibt, auf denen Bodenflechten wachsen könnten. Totholz wird eingesammelt und ist in vielen Wäldern, in viel zu geringen Mengen vorhanden.
Nur in wenigen Waldregionen lässt man sehr alte Bäume stehen. Da Flechten aber so langsam wachsen, sind sie auf alte Bäume angewiesen. Der schlechte oder morsche Zustand eines Baumes wird dabei gänzlich zu Unrecht den Flechten zugeschrieben, die in Gärten meist rigoros vom Gehölz (manchmal sogar mit Gift!) entfernt werden. Dabei könnten wir von den Flechten lernen. Sind doch gerade sie als autonome Gemeinschaft beispielhafte Selbstversorger, die ihrem Wirt – anders als wir Menschen der Erde – nicht den geringsten Schaden zufügen.

 

Isla Moos - Grissinis
Isla Moos - Grissinis

Isla Moos Grissini Rezept für ein Blech

250g Mehl, gemischt Roggen und Weizen Typ 550
5g Islamoos
150g lauwarmes Wasser
10g frische Hefe (als Ersatz geht auch 1 TL Trockenhefe)
1 Tl Bergsalz
50g fetter Speck ( ich hatte ein Stück Magalitzer von Peter)

 

Das Mehl in eine Rührschüssel geben. Islamoos mit dem lauwarmem Wasser übergiessen und kurz quellen lassen. Währenddessen zerschneide ich es mit einer Schere das es feiner wird. Hefe einrühren.
Den speck fein Würfeln und in einer Pfanne etwas auslassen. Das Mehl mit dem Salz vermengen, Speck, und das Hefe- Islamooswasser dazugeben. Nun alles gut verkneten, bis der Teig schön geschmeidig ist. Zu einer Kugel formen, und abgedeckt über Nacht gehen lassen.
Backofen auf 250 °C vorheizen, ein Backblech mit Mehl bestreuen. Teig in der Form eines Rechtecks ausrollen, bis er etwa eine Stärke von 1/2 cm hat. Mit einem scharfen Messer zu dünnen, kleinfingerdicken Streifen abschneiden und diese jeweils mit beiden Händen zu dünnen Strängen rollen.

In der Mitte des Ofens etwa 8-10 Minuten backen, die Grissini sollten leicht braun sein. Herausnehmen und auf einem Gitter auskühlen lassen, dann zum Aperitif oder zur Vorspeise reichen. Luftdicht verpackt bleiben die Grissini ein paar Tage knusprig.

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