Morchel-Gelato

Edelpilz-Morchel: Ein Frühlingstraum aus der Natur

Im Frühling, wenn die ersten warmen Sonnenstrahlen den Boden kitzeln, die zarten Anemonen den Waldboden in ein Meer aus Weiß tauchen und der Löwenzahn in seiner vollen Blüte strahlt, erwacht eine wahre Delikatesse der Natur: die Morchel (Morchella). Die Morcheln (Gattung Morchella) gehören in die Familie der Morchelverwandten (Morchellaceae),
Dieser außergewöhnliche Pilz, nicht nur ein kulinarisches Highlight, sondern auch ein begehrter Schatz unter den Pilzsammlern, verführt mit seinem erdigen, würzigen Geschmack, der oft als Umami beschrieben wird.
Die die Speise-Morchel (Morchella esculenta) und die Spitzmorchel (Morchella conica), die auch im Handel erhältlich sind und zählen zu den edelsten und teuersten Pilzarten und sind aus der feinen Küche kaum wegzudenken. Gourmetköche schätzen sie als unverwechselbares Aroma für ihre exquisiten Gerichte.

Die Spitzmorcheln (Morchela elata, syn. conica) kommen schon vor den Speisemorcheln und das kann sogar schon ab Februar der Fall sein, die ebenfalls eine köstliche Delikatesse sind. Sie wachsen am liebsten da, wo der Boden unter einer Moosdecke oder Nadelstreu mit grobem Kies versetzt ist, in sandigen Kiefernwäldern, in Bergnadelwäldern, in Fichtenwäldern, in aufgeforsteten Tagebaugebieten und auch gerne auf alten Brandstellen (Kiefern oder Fichten). Oft ist die Morchel auch in Stadtgebieten und Gärten, wo im Vorjahr Rindenmulch ausgebracht wurde in Blumenbeeten und an Parkplätzen.

Doch Vorsicht: In denselben Gebieten, in denen Morcheln wachsen, kann auch die giftige Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta) zu finden sein. Die Frühjahrs-Lorchel sieht der Spitzmorchel ähnlich und weist eine hirnartige, unregelmäßige Struktur auf. Der Unterschied zwischen Morchel und Lorchel ist deutlich: Während die Morchel einen hohlen, wabenartigen Hut besitzt, hat die Lorchel einen festen, kompakten Hut, der eher wie Gehirnwindungen aussieht. Eine Verwechslung kann schwerwiegende Folgen haben, daher sollte man beim Sammeln immer auf höchste Sorgfalt achten und im Zweifelsfall einen Pilzsachverständigen hinzuziehen.

Die „Königin der Streuobstwiesen“
Doch die Suche nach dieser Köstlichkeit ist spannend und nicht ganz einfach. Morcheln sind wahre Meister der Tarnung und erscheinen nur für einen begrenzten Zeitraum im Jahr. Ihr Wachstum hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab: dem pH-Wert des Bodens, der Witterung und der Baumart. Besonders in naturbelassenen Gebieten, wie alten Obstwiesen, ist es möglich Morcheln zu finden. Inmitten knorriger Apfelbäume, die Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählen, tritt die „Königin der Streuobstwiesen“ meist zögerlich hervor. Mit ihren charakteristischen, wabenartigen Hüten und hohlen Stielen ist die Morchel unverkennbar, sobald man weiß, worauf man achten muss.Die „Königin der Streuobstwiesen“
Der ideale Zeitraum für die Suche ist der Frühling, insbesondere zwischen März bis Ende Mai, wenn die Temperaturen konstant über Null liegen. Die Temperaturen sollten nachts nicht mehr unter Null rutschen, am besten sind so fünf Grad und mehr. In dieser Zeit kann man sie in vielen Teilen Mitteleuropas finden. Besonders erfolgreiche Suchen sind in Gebieten mit kalkhaltigem Boden und mäßiger Feuchtigkeit, wie Auwäldern, Bachufern mit Ulmen-, Eschen- oder Erlenbeständen, alten Apfel-Streuobstwiesen oder Gärten, leicht bemooste, grasige Kalk-oder Lehmböden die nicht mit Mulchern in Berührung kommen. Wo im Frühjahr immer noch ein paar alte verfaulte Äpfel herumliegen, sind vielversprechende Orte zu erwarten. 
Ein Indikator für kalkhaltige Böden sind Schneckenhäuser wie von Weinbergschnecken. 
Wer eine Stelle im Garten hat und es ist zu trocken, kann die Stelle auch regelmässig gießen.

Morcheleis Zutaten:

 

10 g getrocknete Morcheln
0,2L Jurawein Savagnin ( Weißwein aus dem Jura)
60g Pekannüße oder Walnüße
2 EL Zucker
2 Eigelb
1 Ei
50g Zucker
250 g Sahne

Morcheleis Zubereitung:

 

Die Speisemorcheln über Nacht in 150ml Wein einweichen.

Am nächsten Tag, die Morcheln im Wein weich kochen, bis der Wein fast verdunstet  ist. Die Pilze klein hacken, den restlichen Fond auffangen.
Pekannüße grob hacken und in dem Zucker  in einer heissen Pfanne karamelisieren. Auf ein Backpapier geben zum abkühlen.
Den restlichen Wein mit den Eigelben, Ei und Zucker in eine Metallschüssel geben und auf einem siedenden Wasserbad unter Rühren so lange schlagen, bis die Mischung luftig wird. Dann auf einem Eiswasserbad weiter schaumig schlagen, bis die Eismasse kalt ist.
Die süsse Sahne aufschlagen und unter die Eimasse heben. Dann die zur Seite gelegten Morcheln und zweidrittel der Pekannüße unter die Eis-Masse heben, in Förmchen füllen und gefrieren, bis Sie fest sind.

Mit den restlichen Karamellnüßen bestreut servieren. Bon appetit!

Speisemorchel
Morcheleis mit Pekannüssen

Morcheln gehören zu den begehrtesten und teuersten Edelpilzen.

Speisemorchel und Spitzmorchel, die beide aromatisch delikat und bissfest sind, wachsen an Wegrändern und Böschungen, in Auen meist unter Eschen, nach Überflutungen und nach Waldbränden. Morcheln sind Zersetzer, sie wachsen auf abgestorbener organischer Substanz.

Morcheln sind roh giftig und bleiben auch luftgetrocknet giftig

und müssen wie die meisten Speisepilze bei allen Zubereitungen richtig erhitzt werden. Beim Erhitzen oder Trocknen werden gastrointestinale reizende Substanzen wie Hydrazine, die auch in Speisemorcheln wahrscheinlich in geringen Mengen enthalten sind, inaktiviert.
Wer Morcheln noch nie gegessen hat, sollte mit kleinen Portionen anfangen.
Die Verträglichkeit von Pilzen ist individuell sehr verschieden. Magen und Darm reizende Stoffe in bestimmten Pilzen wirken sich bei manchen Menschen aus, bei anderen überhaupt nicht.  Daher sollten Morcheln nach dem Sammeln gründlich gereinigt werden, um Sand und kleine Ungeziefer aus den hohlen Stielen zu entfernen. Erst durch gründliches Kochen mindestens 5-10 Minuten wird das Gift zerstört.

Dazu eine Info von Prof. Dr. Siegmar Berndt, DGfM-Toxikologe
Aber auch der Verzehr einer größeren (!) Menge gut gegarter oder getrockneter Morcheln kann das Neurologische Morchella Syndrom auslösen. Die Angabe von Dr.René Flammer in "Giftpilze - Pilzvergiftungen" ( 2014), nachdem sich die diesbezüglichen Giftstoffe (unbekanntes hitzestabiles Neurotoxin) beim Trocknen verflüchtigen und/oder abgebaut würden, ist unrichtig, wie aus der französischen Originalarbeit zum Neurologischen Morchella-Syndrom hervorgeht.

Lit.: Berndt,S.: Neurologisches Morchella- Syndrom, Z.Mykol.- DGfM-Mitteilungen 76/1, 7 - 12, 2010.

Achtung beim Einkauf!

Die Nase sollte man auch einsetzen beim Kontrollieren seiner Funde. Alte Pilze können wie alle gammeligen Lebensmittel eine schwere Lebensmittelvergiftung hervorrufen. Der normale Menschenverstand verbietet es eigentlich, schlecht riechende Pilze in den Korb zu packen.
Ausserdem an öffentlichen Plätzen sollte nicht gesammelt werden, da die oft als Haustiertoilette benützt werden oder Strassenschmutz aufnehmen und auch auf Märkten sollte auf Frische geachtet werden. Finger weg von Pilzen mit Schimmel-Stellen siehe Foto!
Unbedingt zu beachten ist, dass alle Morcheln nach der Bundesartenschutzverordnung unter Naturschutz stehen und nur in geringen Mengen für den Eigenbedarf gesammelt werden dürfen.


Weiterverarbeitung

Getrocknete Morcheln sind sogar aromatischer und auch noch bekömmlicher. Einfach längs halbieren, auf ein Gitter legen und in einem Dörrgerät oder auf der Heizung trocknen. Wenn die Morcheln rascheltrocken sind, dann in ein gut verschliessbares Glas geben zum lagern. Sie können für Suppen, Saucen, Eintöpfe, Ragouts, Brotwaren, Eis und vieles mehr verwendet werden. Trockenpilze halten sich bei der richtigen Lagerung sehr gut, sie sollten aber binnen zwei Jahren verbraucht werden. Vor der Zubereitung sollten sie ca. 30 Minuten in Wasser eingeweicht werden. Das Einweichwasser kann später zum Kochen oder Ablöschen verwendet werden.
Morcheln können auch eingefroren werden, ohne dass ihre Konsistenz leidet. Dies ist besonders vorteilhaft, da sie beim Auftauen nicht so weich werden wie andere Pilze und ihre Struktur gut erhalten bleibt.

Können Morcheln gesund sein ?

Seit Jahrhunderten finden Morcheln zudem Anwendung in der traditionellen Medizin, wo sie aufgrund ihrer gesundheitsfördernden Eigenschaften hochgeschätzt werden. Aktuelle wissenschaftliche Studien bestätigen ihre antioxidativen, entzündungshemmenden und immunstärkenden Wirkungen. Besonders die Polysaccharide und sekundären Pflanzenstoffe wie Phenole, Tocopherole, Ascorbinsäure, Vitamin D und sowie Mineralien wie Phosphor tragen zu den gesundheitlichen Vorteilen wie immunstimulierenden und tumorhemmenden Eigenschaften der Morcheln bei.

Trotz der hohen Nachfrage nach Morcheln und ihrer wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung ist ihr Anbau noch immer begrenzt. Morcheln werden entweder wild geerntet oder in speziell kontrollierten, klimatisierten Umgebungen kultiviert. Um dann als Frischpilz oder als Trockenware im Handel angeboten oder zur Aromatisierung von Lebensmitteln verwendet. 
Wer jedoch das Pilzabenteuer im eigenen Garten suchen möchte, kann ein Morchelbeet mit spezieller Pilzbrut (Morchel-Pilzmyzel) anlegen.

Ein Geschenk der Natur

Morcheln sind ein wahres Geschenk der Natur. Ihre Suche erfordert Geduld, Wissen und eine gute Portion Glück. Doch die Belohnung ist die Mühe wert: Diese edlen Pilze verfeinern jede Mahlzeit und bringen das einzigartige Aroma des Frühlings auf den Teller. Wer mit offenen Augen und einem respektvollen Blick durch die Natur geht, wird vielleicht bald ein kleines Stück dieses kostbaren Schatzes finden.

Ein Gedicht von Till R. Lohmeyer

"Morcheleien"

Wie war‘s in Deutschland doch vordem
Beim Morchelnsammeln so bequem!

Es gab die gelben und die braunen,
mal auch die grauen zu bestaunen.
Mit runden Köpfen oder spitzen
sah man sie unter Eschen sitzen.
Man bückte sich und pflückte sie
und kochte und verdrückte sie.

Inzwischen wird, Gott sei‘s geklagt,
So gut wie alles hinterfragt.

Die eine will die Morcheln schonen,
Der zweite meint: Es soll sich lohnen,
wenn ich schon durch die Auen laufe,
doch logisch, dass ich sie verkaufe!

Den dritten plagt der Eschentod –
er sammelt wie in höchster Not
die kleinsten Morchelbabys ein –
es könnten ja die letzten sein!

Den vierten piesackt das Syndrom.
Der fünfte fragt nach dem Genom.
Er ist‘s, der jetzt die Strippen zieht,
statt Morcheln nur noch Sippen sieht
und wenn die Lust uns packt im Lenz,
träumt er von neuer Gensequenz.

Er ist der Fachmann, wir die Laien
Er sucht im Märzen, sucht im Maien
und fragt im Juni kleinlaut an,
wer ihm denn Morcheln zeigen kann.
Kam doch im Sequenzierlabor
Noch nie ́ne Speisemorchel vor.
In unsre reichen Sammelecken
Traut er sich nicht, da gibt‘s ja Zecken.
Die Ernte war uns vorbehalten
Und alles blieb noch mal beim alten.
Wir freuen uns, weil‘s keine Müh war,
Klammheimlich schon aufs nächste Frühjahr!

Auch im eigenen Garten

auf frischem Rindenmulch kann man sie finden. Die Gemeinsamkeit dieser Standorte ist das Fehlen von Konkurrenten. Morcheln nutzen freie Nährstoffe und Licht, wachsen sehr schnell und besiedeln gestörte Flächen neu. Dazu kann ich euch dieses Buch *empfehlen!

Fazination Morchel von Heinz Gerber
Fazination Morchel von Heinz Gerber
2 comments
  1. Ich habe diese Rezept ausprobiert und bin begeistert.

    Habe aber anstelle von 20cl. Weisswein / 15cl Sherry und 5 cl Marsala vermischt und dann gemäss Rezept verwendet.
    So wird der Geschmack noch exklusiver und das Eis erhält eine süssere Note.
    Während dem verkochen der Flüssigkeit habe ich die ganzen Pekannüsse karamelisiert,
    keine einfache Übung für jemanden der das noch nie gemacht hat.
    Das Ergebniss war sehr zusammenklebend und wurde nach dem abkühlen getrennt und dann in kleine Stückchen gehackt!
    Die Morcheln habe ich nach dem kochen in kleinere Teile als die Morcheln gehackt ca.3-5mm grosse Stückchen und auch auskühlen lassen.

    Jetzt kam die Herausforderung!

    Das schaumig mixen der Eier / Zucker / Flüssigkeit in der Metallschüssel auf siedendem Wasser.
    Dies geht doch schon einige Minuten bis die Masse eine Temperatur von75-85 Grad Celsius hat.
    Vorsicht nicht heisser sonst gibt es gezuckertes Rührei! ( Danke für die Info an meine Frau )
    Danach In einen Eisbad das ganze wieder herunterkühlen. ( Im voraus schauen das man genügend gefrorenes Wasser im Haus hat )

    Nun habe ich der Masse die gesamten gehackten Nüsse, Morcheln sowie die geschlagene Sahne dazugegeben.
    Alles schön vermengt und dann ab in die vorbereiteten Tupper Dessertbecher, welche am Boden und am Deckel verschliessbar sind (ergab 9 Becher).
    Und nun ab in das Gefrierfach in unserem Kühlschrank *** nur -17°C ( damit es nicht so hart wird sondern cremig schmelzend bleibt )

    So nach 15 Stunden gab es diese Morcheleis nun als Dessert zum Abendessen.

    Der Geschmack ist sehr interessant, einzigartig, ausgezeichnet irgendwie nicht beschreibbar.

    Es ist ein recht extravagantes Speiseeis das sicher noch nicht viele Leute geniessen durften.
    Auch gehören die Morcheln und die Flüssigkeit sicherlich nicht zu den günstigsten Zutaten.
    Ich habe es noch nach dem Rezept mit 15gr. getrockneten Morcheln hergestellt, und damit meinen gesamten
    Fund von 2016 investiert.

    Es hat sich wirklich gelohnt.

    Ich kann diese Rezept wirklich empfehlen 5 von 5 Sternen

    Wir haben es zusammen mit eine Espresso genossen.
    Ich glaube ein süsser Dessertwein passt aber auch hervorragend dazu! ( Vino Santo / Sauternes )

    Schwierigkeitsgrad ( Level 6 von 10 )
    Ich kenne mich in der Küche aus, habe aber noch nie mit Wasserbädern gearbeitet!

    Gangl Stefan

    1. Lieber Stefan,
      danke für Deinen ausführlichen Erfahrungsbericht. Ich freue mich sehr, das Dir mein Rezept mundet und ich Dich zur Zubereitung animieren konnte!

      Freunde von mir, haben das Morcheleis gleich mit dem italienischen Vino Santo zubereitet. Da hat wohl jeder so seine Vorlieben.
      Man könnte das Parfait auch einfach in eine Kastenform geben und nach dem gefrieren in Scheiben schneiden.

      Zur Pilz Coach Prüfung, hatte ich es in Papierförmchen gefüllt für den Transport.

      Espresso ist eine gute Idee, habt Ihr schon Kaffee mit Pilzen probiert ?
      Tanja

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